Evangelische Kirchengemeinde
Essen-Altstadt

„Kann nicht küssen ohne Liebe“

Klappstuhlkonzert an der Auferstehungskirche am 29. August 2021

Chorsingen in Coronazeiten? Wie soll das gehen, wo doch Chöre als besonders schlimme Virenschleuder gelten? Und dennoch lassen die Chöre der Auferstehungskirche nicht die Köpfe hängen und sich schon gar nicht das Singen versagen. Stefanie Westerteicher hat sich mit großem Aufwand und Ideenreichtum engagiert, mit den Chorsängern trotz alledem zum Gesang zu finden.

Proben in kleinen und Kleinstgruppen, online Proben, als nichts mehr ging, dann aber den ganzen Sommer hindurch Präsenzproben wieder in großer Formation, teilweise als Hybridproben (Präsenz plus Zoom) haben das Gemeinschaftsgefühl in den Chören lebendig gehalten. Das bedeutet für Westerteicher, dass Krisen immer auch Chancen beinhalten, dass auf diese mit Neuem reagiert werden kann.

Nach lange untersagten Chorkonzerten wurden die Musikfans nun eingeladen und aufgefordert, Klappstühle oder Decken mitzubringen, um dem Programm „Kann nicht küssen ohne Liebe“ im Freien zu lauschen. Manch Amselpaar auf dem Baum neben der Kirche hätte bei diesem umfangreichen Beziehungsprogramm sicher neue Gefühle erhalten „Come again, sweet love - Komm wieder, süße Liebe“ (John Dowland). Aber nein: das Wetter spielte nicht mit. Also gingen die zahlreichen Gäste ohne Klappstühle aber mit Maske in die Kirche. Dort erwartete die Zuhörer ein abwechslungsreiches Programm aus den verschiedensten Epochen, vorgetragen auf höchstem Niveau: von Madrigalen der Renaissance über Robert Schumanns Zigeunerleben bis hin zu einem großen Chorpotpourri der Operette „Die Blume von Hawaii“.

Hier sei an erster Stelle das beachtliche Programm des Kammerchores zu erwähnen: sie sangen differenziert, in sauberer Artikulation und stimmlicher Ausgewogenheit vom ersten bis zum letzten Akkord, trotz monatelanger Ensemble Pause. Und nicht nur das: man spürte regelrecht, wie viel Freude es den Sängerinnen und Sängern machte, (und auch der Chorleiterin) nun wieder gemeinschaftlich etwas zu schaffen, aus der Kehle etwas Heiteres zu vermitteln.

Auch die Sopranistin Judith Hoffmann mit ihrem Begleiter Desar Sulejmani am Klavier lief in Höchstform auf. Der lang anhaltende Beifall zeugte von Dankbarkeit für so viel Engagement: denn nur wenige Chöre zeigten so viel Einsatz in der zurückliegenden Pandemiezeit.
Chapeau, Stefanie Westerteicher!

- Hans-Joachim Meyer-Pohrt 2021 -

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