Andacht (Jesaja 41,10)
Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; sei nicht ängstlich, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir, ich halte dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit.
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich gebe es gerne zu, dass ich es nicht mag, wenn der Lebkuchen und der Spekulatius bereits im September in den Supermärkten groß aufgebaut sind. Da bin ich doch eher traditionell und finde das gehört in die Adventszeit. Als ich aber Anfang Oktober in einen Süßigkeitsladen auf der Steeler Straße ging und dort Schokoostereier und Osterhasen fand, da musste ich ehrlich gesagt doch etwas schmunzeln. Eigentlich nur konsequent. Warum die Weihnachtssüßigkeiten immer weiter in den Sommer ziehen und bei Ostern das nicht tun.
Denn wenn man von den ursprünglichen Bedeutungen ausgeht, dann gehören Spekulatius, Lebkuchen und Ostereier zum ganzen Jahr.
Die Namen deuten da bereits deutlich darauf hin. So gibt es eine Interpretation, dass der Lebkuchen sich vom hebräischen Wort Lev ableitet und dieses Wort bedeutet übersetzt Herz. Also ein Herzenskuchen, den wir am besten auch noch in der gleichnamigen Form essen sollten. Vielleicht essen Sie ja bald einmal einen Lebkuchen und denken an die Menschen, die wichtig in Ihrem Leben sind.
Spekulatius bedeutet Abbild. Wahrscheinlich ist damit das Abbild des Heiligen Nikolaus gemeint, der den Menschen in seiner Heimatstadt Myra (in der heutigen Türkei) gutes tat, indem er seinen Reichtum heimlich mit den Menschen teilte. Wenn wir Spekulatius essen, soll dies also an Nikolaus erinnern und wie er gewirkt hat und stellt die Frage, wo wir anderen Menschen helfen können.
Und das Osterei, soll an Jesu Tod und Auferstehung erinnern. Wie ein Ei von außen kalt und leblos erscheint und den Blick ins Innere verwehrt, so ist es auch mit der Zeit zwischen Karfreitag und Ostern. Jesus scheint tot, er ist weg. Und dann drei Tage später, schlüpft er – um im Bild zu bleiben - aus dem Ei, und neues Leben entsteht.
Und gerade in diesen turbulenten Zeiten kann man ja eigentlich alles drei brauchen. Herzensbrot, um mit den Menschen zu feiern, die wichtig sind, Spekulatius als Inspiration für unser Tun und Ostereier, um daran zu erinnern, dass das kleine Jesuskind, das wir bald auf der Welt begrüßen, für uns Leben und Hoffnung bringt.
Und jetzt öffne ich erstmal die Lebkuchenverpackung, esse danach noch einen Spekulatius und vielleicht sogar noch ein Osterei.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen nur das Beste.
Bleiben Sie gesegnet
IHR PFARRER JONATHAN KOHL