Evangelische Kirchengemeinde
Essen-Altstadt

»Weißt du wieviel Sternlein stehen…«

Jonathan Kohl

Liebe Gemeinde, liebe Leserin, lieber Leser!

es wird Sie vielleicht freuen, dass die Sterne und Planeten für mich in diesem Herbst sehr günstig stehen. Vor allem der November wird ein guter Monat für mich Steinbock. Von purer Kreativität und voller Energie ist in den Monatshoroskopen zu lesen. Ob unsere Vermieter aber glücklich sein werden, wenn ich die empfohlene Wandmalerei beginne, sei mal dahingestellt. Eigentlich schade bei solch guten Voraussagen, dass ich an Horoskope nicht glaube.

Was mit Hilfe der Sterne funktioniert, ist sich in der Dunkelheit zurecht zu finden. Dazu braucht man nur den großen Wagen, der das ganze Jahr am Nordsternhimmel zu sehen ist. Wenn man die Hinterachse des Wagens fünffach nach oben verlängert, dann findet man den Polarstern. Geht man von diesem die schnellste Verbindung zum Firmament, dann ist dort immer Norden. In der Navigation, gerade auch auf See, eine lebenswichtige Information.

Ein weiteres Sternbild, das vor allem im Winter besonders gut sichtbar ist, ist der Orion. Er lässt sich besonders gut durch seine drei Gürtelsterne erkennen. Verlängert man die Gürtelsterne nach unten, dann findet man den Stern Sirius. Dieser ist der hellste Stern am nördlichen Nachthimmel und ist vor allem im späten Herbst und Winter gut zu sehen.

Schon als kleines Kind fand ich es faszinierend, in den Sternhimmel zu schauen, die Geschichten über die Sternbilder erzählt zu bekommen und nach Sternschnuppen Ausschau zu halten. Und dass der Blick in den Himmel schon immer Menschen fasziniert und beeindruckt hat, zeigt sich an der Monatslosung für den November. Diese steht im Buch Hiob im 9. Kapitel: Er allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meers. Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.“

Der Autor oder die Autorin des Hiobbuches hat vielleicht auch öfter Mal in den Himmel oder auf das Meer geschaut und hat sich nach Orientierung gesehnt. Hiob hat es in seinem Leben nicht leicht. Er verliert nach und nach alles, was ihm wichtig ist und orientiert sich immer wieder an seinem Glauben an Gott.

Ich hoffe, dass Ihr letztes Jahr nicht so katastrophal wie das Leben von Hiob war. So oder so bietet sich der November an, einmal zurückzuschauen und die letzte Zeit zu betrachten. Das Kirchenjahr endet mit dem Ewigkeitssonntag am 26. November, bevor das neue Jahr mit dem ersten Advent neu beginnt. Was ist mir in den vergangenen Monaten gut gelungen, was ist mir nicht gelungen? Wie ist es mir ergangen? Was hat mir halt gegeben und was hat mir bei meiner Navigation geholfen? Wer oder was war für mich ein Licht in der Dunkelheit?

Und auf der anderen Seite, dient natürlich das Ende des Kirchenjahres auch dem Blick nach vorne. Die Adventszeit ist dieses Jahr sehr kurz und in der Weihnachtsgeschichte dient ein Stern am Himmel ja auch für eine wichtige Navigation und zeigt schon von Weitem an, was uns durch das Leben und durch das nächste Lebensjahr führen kann. Für mich bedeutet das, dass Gott dem Menschen an Weihnachten ganz nah kommt und Gott mich kennt, mit all meinen Stärken und Schwächen und dass er mir bei meiner Navigation durch mein Leben hilft.

Ich frage mich, was Ihnen Navigation gibt und was Sie beim nächsten Blick in den Sternhimmel wahrnehmen.

Bleiben Sie gesegnet
Ihr Pfarrer
- Jonathan Kohl -