Evangelische Kirchengemeinde
Essen-Altstadt

Sonntag, 27.03.2022

Festgottesdienst

mit Bischöfin Professorin Beate Hofmann zum Jahresthema „Schöpfung“

Mit großer Resonanz feierte die Altstadtgemeinde einen Festgottesdienst zur Eröffnung ihres Jahresthemas „Gleich öffnet sich der Erde Schoß...die Schöpfung. Was wird?“ Als Festpredigerin konnte die Bischöfin der Evangelischen Landeskirche Kurhessen-Waldeck Professorin Beate Hofmann gewonnen werden – früh morgens reiste sie bereits aus Kassel an. Begrüßt wurde die Festgemeinde von Finanzkirchmeister Christian Schrempf und Pfarrerin Barbara Montag, die den Gottesdienst leitete. Mit Grußworten der ersten Bürgermeisterin Julia Jakob und der Superintendentin Marion Greve zu dem weitgefächerten Thema „Schöpfung“ aus Sicht der Stadt und aus Sicht des Kirchenkreises konnte der Gottesdienst feierlich eröffnet werden.

Musikalisch begeisterte die Essener Kantorei unter der Leitung von Andy von Oppenkowski die 120 Fest-BesucherInnen mit Stücken aus Joseph Haydns Werk „Die Schöpfung“ und „Psalm 8: mit Dank wir sollen loben“ von Heinrich Schütz. „Gleich öffnet sich der Erde Schoß und sie gebiert auf Gottes Wort Geschöpfe jeder Art“ – der Titel des Gottesdienstes kommt aus dem Rezitativ des Engels Raphael in dem Oratorium „Die Schöpfung“ vertont von Joseph Haydn. Das ganz Oratorium erzählt die Schöpfungsgeschichte aus Genesis 1 nach – es ist eine Hymne auf Gottes Schöpferwirken und die Schönheit der Schöpfung. “Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen,
der du zeigst deine Hoheit am Himmel“.

Interessanterweise wählte die Bischöfin für Ihre Predigt weitere Texte aus der Bibel: aus dem Alten Testament Psalm 8 und aus dem Neuen Testament Römerbrief 8, 18-24. „Vielleicht geht es Ihnen wie mir: das Lob bleibt mir im Halse stecken angesichts der furchtbaren Bilder aus der Ukraine und dem, was dort vom Himmel fällt. Und auch der Jubel über das wunderbare Wetter ist gebremst, zu trocken ist es schon wieder, zu dringend braucht die Natur Regen und nicht nur Sonnenschein. Und so mischt
sich in den Jubel über die Schönheit der Schöpfung die Sorge um die Bewahrung der Schöpfung“. In Psalm 8 heißt es: „Du Gott hast den Menschen zum Herrn gemacht über deine Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan.“

Für Beate Hofmann hat dies dazu geführt, dass der Mensch als Herr über die Schöpfung Gottes die Natur rücksichtslos ausgebeutet hat „die verhängnisvolle Interpretation dieses Auftrages hat uns die Situation beschert, in der wir jetzt sind: einen von Menschen gemachten und durch unsere Lebensweise beschleunigten Klimawandel, der das Leben auf diesem Planeten bedroht. Und darum kann ich das Lob der Schöpfung und des Menschen heute nur noch hören, wenn auch die andere Seite zu Gehör kommt: das Seufzen der Schöpfung. Dies kommt in dem Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Rom im 8. Kapitel zu Gehör: denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstigt. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung des Leibes.“

Für die Bischöfin ist deutlich, dass die Frage sich aufdrängt: in welcher Grundhaltung leben wir eigentlich „Sehen wir uns noch als die Herren der Schöpfung? oder haben wir begriffen, dass wir alle Geschöpfe Gottes sind, voneinander abhängig, miteinander seufzend und leidend unter den Folgen unseres Tuns? Haben wir wirklich erfasst, wie stark wir vernetzt sind, als Menschen untereinander und mit allen Geschöpfen? Haben wir realisiert, dass wir als Lebensgemein schaft auf dieser Erde leben?“
Die Bischöfin bendete die Predigt mit den Worten: „Heute ist der Sonntag Lätare, das kleine Ostern, der Hoffnungsmoment mitten in der Passionszeit, der Ausblick dafür, dass die Schöpfung frei werden wird von der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes, zu einem Miteinander ohne Ausbeutung, ohne Leid, ohne Schmerz, ohne Tränen. Mit dieser Hoffnung leben wir, von dieser Hoffnung angetrieben handeln wir und arbeiten wir an der Umkehr zu einem Leben im Einklang mit der Schöpfung. Und in dieser Haltung singen und hören wir von der Schönheit der Schöpfung, die uns Gott geschenkt hat und die Gott mit uns erhalten will“.

Zum Abschluss lud Pfarrerin Barbara Montag zum Gebet und der Fürbitte ein „dass Versöhnung Hass entwaffne, Frieden Krieg besiege, Hoffnung Verzweiflung überwinde und die Pläne des Friedens und der Bewahrung der Schöpfung in Erfüllung gehe – und Gott der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit unsere Bitten erhöre“. Im Anschluss an den Festgottesdienst haben viele Besucher*innen die Einladung zu einer Suppe gerne genutzt, um sich über die vielen anregenden Impulse - in Wort und in Musik - noch in der Kirche auszutauschen.

- Pfarrerin Barbara Montag -

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